Montag, 17. Dezember 2007

Das hab' ich mir doch gleich gedacht....

....weg war der Text und auf einmal wieder da, nachdem ich zähneknirschend schon nachstehendes verfaßt hatte. Wobei es mit dem Zähneknirschen noch nicht so recht klappt.

Ich versuche mal, da anzuknüpfen, wo ich vorhin ein Päuschen eingelegt habe.

Also, es fällt jetzt schwer, sich bridgelich neu zu orientieren, und bei diesen trüben Gedanken erinnerte ich mich daran, wie ich zum ersten Mal die Karten selbst in die Hand bekommen habe. Den Umgang mit denselben durfte ich bis dahin immer nur beobachten, zunächst aus dem Dunkel, sprich Mutterbauch, auf dem die Karten häufig gehalten wurden, dann später als junges Kind, das zu den Bridgenachmittagen mitgenommen wurde, da es zu Hause unbeaufsichtigt geblieben wäre. Man traf sich mit Tante Yvonne, der Anne Beyer und Tante Irene, einer Deutsch-Japanerin. Sie war ein entzückende und charmante Person, die sich leider nach der Flucht in der Silvesternacht 1949, weil ihr wesentlich jüngerer Boyfriend nach Amerika entfleucht war und sie schnöde in Frankfurt hat sitzen lassen, mit dem im Krieg gebunkerten Zyankali umgebracht hat. Sie alle habe ich oft mit den Karten gesehen. Und dann, ja dann bekam auch ich die Karten in die Finger, Ort der Handlung: Biarritz, Anwesen der Familie Delesalle, mit deren Tochter Béatrice ich zum Schüleraustausch verbandelt war. Ebenfalls dort weilte eine freundliche junge Frau mit zwei Kindern um die 10 Jahre, denen sie das Bridgespiel beibrachte. Ich schloss mich ihnen an, und so erhielt ich meine erste Bridgelektion ebendort auf dem Fußboden sitzend. Zeitpunkt: Sommer 1953 - zur Zeit des Generalstreiks in Frankreich, als nichts mehr ging. Kein Zug, keine Post, keine Müllabfuhr. Ich habe in Erinnerung, daß dieser Streik drei Wochen dauerte. Die Briefe, die wir schrieben, wurden nach Spanien gebracht und dort in den Kasten geworfen. Als endlich, für mich rechtzeitig, die Züge wieder fuhren, machte ich in Paris bei Onkel Hans und Tante Lili Station, bei denen das Essen nicht gesalzen war. Ihre gesunde Lebensweise hat ihnen nicht geholfen, sie wurden krank und sind leider früh verstorben. Aber vorher führten sie ihre Wege noch nach Frankfurt und nach Mentone.

Nun aber zurück zur Inzeit heute: um meine Beschwerden zu lindern, habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Quarkwickel gemacht. Sie hatten eine verblüffende Wirkung, denn ich bin heute abend schmerzfrei..... Inzeit bedeutet, daß ich fast den ganzen Tag sehr gemütlich im Bett verblieben bin. - Rechtzeitig zum Abendprogramm bin ich unter die Dusche gehüpft und habe mich dem Briefeschreiben hingegeben. Es sind 10 freundliche Briefe geworden, die morgen in den Kasten kommen. So etwas muß gut geplant werden, denn inzwischen gibt es hier so wenige Postkästen. Es ist immer ein kleiner Umweg erforderlich und zu Fuß müßte man schon eine Weile laufen. Zum Beispiel bis zum Zooparkplatz..... Damit nicht alles allzu komplikationslos verläuft, war es allerdings erforderlich, die am Donnerstag in ausreichender Menge erworbenen Freimarken wiederzufinden. Das hat fast mehr Zeit gekostet als das Verfassen der Briefe selbst. (Anmerkung: ich fühle ein Komma nach gekostet, bin aber zu müde, dem Gefühl nachzugehen bzw. nachzugeben).

Im Hause L. war mal wieder Zoff, und wenn Vater L. schmollt und Mutter L. leidet, deponiert sie ihren Kummer telefonisch bei mir, allerdings wurde heute in einem anderthalbstündigen Gespräch nicht nur ihre Ehe sondern auch gleich noch die Kindheit aufgearbeitet. Ich helfe ja gerne, aber wie der Psychiater in einem anderen Zusammenhang neulich sagte, das Schema ist doch immer dasselbe, was soll man dazu sagen....... Sie will gar nicht geholfen haben, sie will nur reden. Meist weiß sie am anderen Tag nicht mehr, was sie erzählt hat.... Während des Gesprächs fragt sie auch etwa dreimal, wie es mir geht, um sofort weiter über ihr Ungemach zu sinnieren.

Es ist spät in der Nacht, liebes TB, ich weiß noch immer nicht, wie Du genannt werden möchtest. So bleibe ich denn bis auf Widerruf bei TB.

Nächtle allerseits - es grüßt Klara.



3 Kommentare:

Klara hat gesagt…

Nein, nein, nicht unter der Dusche, nach dem Duschen wurden die Briefe geschrieben. Das versteht sich doch von selbst.

Klara

Anonym hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Klara hat gesagt…

Familie L. wohnt ein paar Häuser weiter, keine Ähnlichkeien mit Familienmitglieder namens L.

Klara